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Die UnWillkommenen in Siegen

Nachdem die UnWillkommenen dieses Jahr wegen Corona und vielen abgesagten Lesungen eigentlich nirgendwo willkommen waren, hat die Volkshochschule Siegen die geplante Lesung nicht abgesagt, auch nicht, als sich abzeichnete, dass das öffentliche Leben bald wieder heruntergefahren würde.
So machte ich mich zusammen mit meinem Buch am 29. Oktober auf den Weg nach Siegen. Angesichts des bevorstehenden vierwöchtigen Verbots von Kulturveranstaltungen etc. ging ich davon aus, dass maximal eine Handvoll Menschen kommen, ich vielleicht sogar mit den Veranstaltern alleine dort sitzen würde.

Doch Die UnWillkommenen waren in Siegen mehr als willkommen! Bis auf eine kamen alle Personen, die sich zuvor angemeldet hatten, und sogar noch zwei spontan dazu. Letztlich saßen 21 Besucher da (unter den Hygienevorkehrungen der VHS natürlich) und lauschten, was ich von den UnWillkommenen damals und heute zu berichten hatte. Auch die Fragen und Wortbeiträge der Siegener sowie die Gespräche im Anschluss waren lebhaft, anregend und spannend. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich das vermisst habe und in den nächsten Wochen wieder vermissen werde.

Ich hatte fast das Gefühl, dass die Menschen hungrig waren nach Kultur. Anders als früher, wo man in manchen Städten unglaublich viele kulturelle Konkurrenzangebote hatte.

Vielleicht ist Kultur ja gar nicht so wenig systemrelevant, wie viele Politiker zu meinen scheinen. 

Die UnWillkommenen erzählen von Flüchtlingen 1945 und 2015 und von denen, die sie willkommen heißen oder eben auch nicht. Meine Lesungen sind wie so viele Kulturformate mehr als bloße Unterhaltungs- und Freizeitveranstaltungen – sie sind Reflexion, Bildung, soziokultureller Diskurs, Widerhall politischer Ereignisse und Entscheidungen, Nachdenken und Anregungen zu gesellschaftlichem Zusammenhalt.

Die Volkshochschule, an der die Lesung stattfand, darf mit ihren engagierten Mitarbeitern, ihrem professionellen Hygienekonzept und mit ihren vielfältigen Bildungsangeboten ebenfalls im November keine Veranstaltungen und Kurse mehr anbieten. Ebenso wie die Theater und Bibliotheken, an denen meine nächsten Lesungen im November stattgefunden hätten. Das macht mich sehr traurig.

Aber deshalb umso mehr ein großes Dankeschön an die VHS Siegen und die Lesungsbesucher, dass die UnWillkommenen in Siegen so nett empfangen wurden.

Natürlich haben sich die UnWillkommenen auch noch etwas in der Stadt umgesehen. Das Wetter war nicht so gut, aber es hat trotzdem Spaß gemacht, die Altstadt, das Obere Schloss, das Krönchen und die Atmosphäre der Innenstadt zu erkunden.